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Konferenz „Kapitalismus reloaded“
www.kapitalismus-reloaded.de 28. Oktober 2005


Imperialismus, Empire und Hegemonie – Internationale Konferenz vom 11. bis 13. November 2005 in Berlin an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, Alt-Friedrichsfelde 60, 10315 Berlin


„Kapitalismus reloaded“ ist eine internationale Konferenz. Sie fragt nach der neuen Struktur des globalen Kapitalismus, nach Politik und Macht, Produktion und Kämpfen. Sie wird die linken Debatten um Konzepte wie Imperialismus, Empire, Hegemonie und Neoliberalismus miteinander ins Gespräch bringen und anhand dessen Kampflinien und Möglichkeiten des Eingreifens deutlich machen.


Produktion und Macht

Die weltweiten Produktionsverhältnisse haben sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Durch neue Managementkonzepte und den Einsatz neuer Technologien wird die Produktion umstrukturiert, periphere Räume werden verstärkt in transnationale Produktionsnetze integriert, Arbeitsmärkte internationalisiert. Lohnabhängige in den Zentren verlieren erkämpfte Rechte, die sozialen Sicherungssysteme werden um- und abgebaut. Arbeitsverhältnisse und Lebensbedingungen werden prekär. Die Umbrüche verändern Klassenstrukturen und Herrschaftsverhältnisse über nationale Grenzen hinaus.

Dies wirft viele Fragen auf, unter anderem:
  • Entsteht eine transnationale Bourgeoisie oder konkurrieren die national herrschenden Klassen untereinander? Was bedeutet das für die Einschätzung gegenwärtiger oder zukünftiger geopolitischer Konflikte?
  • Gewinnen ArbeiterInnen in der Peripherie, was ArbeiterInnen in den Zentren durch die Standortkonkurrenz verlieren?
  • Führen Industrialisierungsprozesse in der Peripherie zu einem länger andauernden Aufschwung der Kapitalakkumulation oder zur globalen Zunahme von Überkapazitäten?
  • Wie können Lohnabhängige sich international organisieren und Gegenmacht entwickeln? Welche Chancen eröffnen die neuen Arbeitsverhältnissen für sie?
Podium:

Der Wandel der globalen Produktions- und Arbeitsverhältnisse in Relation zu sozialen Kämpfen und Widerstand. Mit: Stefanie Hürtgen, Ursula Huws, Andreas Boes

Workshops:
  • Globale Enteignungsökonomie. Mit: Christian Zeller (angefragt), Christoph Görg (angefragt), Ingo Stützle (Moderation)
    Reichtum und Macht. Mit: Ingo Stützle, Dieter Klein (angefragt), Kees van der Pijl (angefragt), Leslie Sklair (angefragt)
  • Gewerkschaftliche Strategien in ‚Zeiten der Globalisierung’. Mit: Mag Wompel, Werner Sauerborn, Rudolf Welzmüller. Moderation: Kirsten Huckenbeck
  • China – Klassenkämpfe im „Wirtschaftswunder“. Mit: Boy Lüthje, Rolf Geffken, Anita Chan (angefragt), Hansjörg Herr (angefragt). Moderation: Ullrike Eifler, Sinologin
  • Die strategische Bedeutung des Transportsektors. Mit: Oliver Wolf (angefragt), Sabine Trier (angefragt), Dorothea Bohle (angefragt) Moderation: Dieter Plehwe
  • Prekarisierung und die Zusammensetzung des Gesamtarbeitsmarktes. Mit: Julia Schneider, Tobias Pieper, Gruppe Blauer Montag
  • Die Klassenkämpfe voranbringen. Mit: No Service, Wildcat, Ein-Euro-Spaziergänge
  • Geistiges Eigentum als Beherrschung immaterieller Arbeit. Mit: Ingo Elbe (angefragt); Lars Meyer (angefragt); Sabine Pfeiffer (angefragt); Christian Schmidt (angefragt), Moderation: Sabine Nuss
  • Subjektivität in der Arbeit. Mit: Christoph Ohm, Nicole Mayer-Ahuja
  • Offshoring – die Globalisierung des Dienstleistungssektors. Mit: Tobias Kämpf, Andreas Boes

Weltmarkt und Staat

Trotz zunehmender Internationalisierung der Produktion und der Finanzmärkte und einer Fülle internationaler Institutionen setzen die großen Nationalstaaten noch immer wichtige Rahmenbedingung für die internationale Ökonomie, verfügen über nationale Gelder und militärische Macht. Mit der Globalisierung – weit davon entfernt, ein glatter Prozess zu sein – hat sich der Staat über sein ursprüngliches geographisches Territorium ausgedehnt. Handelsbündnisse oder transnationale Staatenbünde vermitteln Kooperation und Konflikt in der internationalen Sphäre. Währendessen sind die Machtressourcen der Staaten höchst ungleich verteilt: militärisch, ökonomisch und kulturell. Während einige Staaten aus dem „globalen Süden“ im internationalen Maßstab weiter zurückfallen, haben andere Volkswirtschaften einen bemerkenswerten Aufholprozess vollzogen und entwickeln sich zu gewichtigen Akteuren in der Weltordnung.
  • Löst sich die Staatenkonkurrenz angesichts gemeinsamer „Weltordnungsinteressen“ auf oder erleben wir die Entstehung neuer geopolitisch vor allem mit den USA konkurrierender Blöcke in Europa und Asien?
  • Welche Rolle spielen zukünftig Kriege? Wie sieht das Verhältnis von Politik und Ökonomie in der sich verändernden Weltordnung aus?
Podium:

Weltmarkt, Staatenkonkurrenz und imperiale Projekte Mit: Thomas Seibert, Peter Gowan, David Harvey (angefragt)


Workshops:
  • Krise, Akkumulation und ungleiche Entwicklung: Die Zukunft der Weltwirtschaft. Mit: Sam Ashman, Thomas Fritz
  • Kapitalismus contra Kapitalismus? „Europäisches Sozialmodell“ vs. „angelsächsischer Kapitalismus“? Mit: Joachim Hirsch, Nadja Rakowitz, Hans-Jürgen Urban
  • Geographien des „Euro-Imperialismus“ Mit: Gilbert Achcar, Frank Deppe
  • Friktionen des atlantischen Kapitalismus. Mit: Hans-Jürgen Bieling, Alex Callinicos
  • Globale Risse I: Globaler Süden vs. atlantischer Kapitalismus? Mit: Yash Tandon, Kum a Ndumbe Ill
    Globale Risse II: Asien und das American Empire. Mit: Giovanni Arrighi
  • USA: Politische Wende oder strukturelle Wende in der Politik Mit: Rainer Rilling, Frank Unger
  • Zum Verhältnis von Staat und Bewegungen. Mit: Ana Esther Ceceña, Edgardo Lander, Dario Azzelini
  • Ressourcen, Militarisierung und soziale Bewegungen. Mit: Dario Azzelini, Ana Esther Ceceña, n.n. (angefragt)

Ideologie und Subjekt

Neoliberale Ideologieproduktion ist das organisierende Mittel für die vollständige Re-Artikulation aller gesellschaftlicher Beziehungen. Ihre Funktion war es, die Transformation zu einer transnationalen Produktionsweise auf der Basis von Informationstechnologien organisierend zu begleiten. Aber neoliberale Hegemonie und Kultur reicht noch tiefer. Sie stellt Subjektivitäten, Denkformen und Lebensweisen bereit und wurzelt im Alltagsbewusstsein. Insofern ist die Macht nicht auf die herrschende Klasse beschränkt. Trotz seiner antisozialen Politik beruht Neoliberalismus auf aktiver und passiver Unterstützung, Er greift die Interessen der subordinierten Gruppen und Klassen auf, umkehrt gleichzeitig ihre Ziele und reicht sie vermarktlicht an sie zurück. Er wird ergänzt durch Krise, Disziplin, Angst und Gewalt. Doch Hegemonie existiert nie vollständig und bruchlos, sie produziert Widersprüche und Widerstand.
  • Wie hängen Konsens und Zwang, Hegemonie und Krise zusammen?
  • Produziert der Neoliberalismus eine „Alltagsreligion“ der Unsicherheit oder gehen die durch ihn hervorgebrachten Denk- und Lebensweisen darüber hinaus?
  • Wie hängen Alltagskultur und die Integration in Neoliberalismus und Imperium zusammen?
Podium:

Neoliberalismus, Ideologie und Hegemonie. Mit: Thomas Barfuss, Mario Candeias, Rosemary Hennessy, Christoph Lieber

Workshops:
  • Ideologien des peripheren Neoliberalismus. Mit: Dieter Boris u.a.
  • Mobilisierung für globale Kriegspolitik.
    Ideologien der Ungleichheit und Klassenverhältnisse. Mit: Klaus Dörre, Esra Erdem
  • Zivilgesellschaft International. Teil des transnationalen Blocks und Kampffeld. Mit: Christoph Görg (angefragt), Christoph Spehr (angefragt)
  • Normalisierungsprozesse im Neoliberalismus. Mit: Rosemary Hennessy, Iris Nowak, Nancy Wagenknecht, Jörg Nowak
  • Kulturalisierung und Ethnisierung globaler Konfliktkonstellationen.
  • Ideologie, Alltagskultur und Konformität. Mit: Kerstin Stakemeyer, Thomas Barfuss, Esther Leslie (angefragt)
  • Konjunkturen des Neoliberalismus. Mit: Frank Deppe, Christina Kaindl
  • Gegenhegemonie und Passive Revolution: Perspektiven der Kritik. Mit: Alex Demirovic (angefragt), Bernd Röttger
  • Neue Kämpfe im neuen Kapitalismus? Mit: Beverly Silver, Sandro Mezzadra, Thomas Seibert

VeranstalterInnen

ak analyse & kritik / Arranca / Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung / Bildungswerk Berlin der Heinrich Böll Stiftung e.V. / BuKo Arbeitsschwerpunkt Weltwirtschaft / Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) / Das Argument / Fantomas / FelS / Helle Panke / Kritik & Praxis Berlin / Linksruck / PROKLA / Rosa Luxemburg Stiftung / Sand im Getriebe (attac) / Sozialismus / Sozialistische Zeitung – Soz / WISSENtransfer
 28. Oktober 2005