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Zwangsarbeit 
– DaimlerChrysler und der Kampf der ZwangsarbeiterInnen um Lohn und Würde 
Materialien für einen neuen Antiimperialismus   
27. Januar 2002 
 
 
Daimler Benz gehört durch diverse Beteiligungen, zu den wichtigsten Waffenentwicklern, 
Waffenproduzenten und Waffenlieferanten in diesem Land.
  
Das war schon so im Nationalsozialismus, und daran hat sich bis heute nichts geändert. 
1940 übernahm der Konzern zu 100 Prozent das Aktienkapital des damals größten 
deutschen Flugmotorenwerkes, das er zusammen mit dem Reichsluftfahrtministerium 
vier Jahre zuvor 20 Kilometer südlich von Berlin in Genshagen gegründet 
hatte. 
 
Auch in den besetzten – den annektierten Gebieten – und in den besiegten 
Ländern errichtete er in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht, zahlreiche „kriegswichtige 
Werke“. Seit 1941 forschte und produzierte Daimler Benz fast ausschließlich 
für die Rüstungsindustrie und verlagerte ab dem Spätsommer 1943 
aufgrund verstärkter Luftangriffe der Alliierten ganze Fabriken unterirdisch 
in Bergwerke und Grubenanlagen. So wurden auch Teile des Werkes Genshagen in eine 
Gipsgrube bei Obrigheim am Neckar transportiert und neu errichtet.
  
In allen diesen Werken setzte Daimler Benz KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und 
ZwangsarbeiterInnen ein. Aus Auschwitz, aus Dachau, Flossenbrück, Ravensbrück, 
Majdanek und Sachsenhausen. Auch wenn wir es uns nicht wirklich vorstellen können, 
so wissen wir es doch, und die heutigen Verantwortlichen und Bosse von Daimler 
Benz wissen es ebenfalls: Die Bedingungen unter denen die ZwangasrbeiterInnen 
und Häftlinge arbeiten, wohnen und leben mussten, waren grausam. Sie 
waren mehr als das. Sie waren barbarisch, unmenschlich, gnadenlos und jenseits 
von allem, was menschliche Würde und Respekt gebietet. 
 
(So wurden, um nur ein Beispiel zu nennen, 100 bis 150 Zwangsarbeiter in einem 
Stollen Untertage eingesperrt. Von den dortigen menschenunwürdigen Bedingungen 
wusste auch die ansässige Bevölkerung, und sprach deshalb von „der 
Hölle von Haslach“. Auch viele Frauen im Daimler Benz Werk Genshagen 
waren in einem Bunker unter der Montagehalle untergebracht und sahen über 
Monate hinweg kein Tageslicht.) 
 
Die Bedeutung des Einsatzes von ZwangsarbeiterInnen für die deutsche Kriegswirtschaft 
kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Er war geradezu unumgänglich.
  
Wir können davon ausgehen, dass zumindest die Dauer des Krieges unmittelbar 
mit der Menge an geraubter Arbeitskraft der ZwangsarbeiterInnen zusammenhing.
  
Das NS- Regime und das deutsche Kapital, haben nicht nur Werte in Höhe von 
vielen Milliarden Reichsmark aus den Häftlingen und ZwangsarbeiterInnen herausgepresst, 
sie verstanden es auch, über ein erst dadurch mögliches, in Anbetracht 
der kriegswirtschaftlichen Bedingungen, relativ hohes allgemeines Reproduktionsniveau, 
die dauerhafte Zustimmung der deutschen Bevölkerung zum Krieg zu sichern.   
Was den konkreten Umgang mit Häftlingen und ZwangsarbeiterInnen anbelangt, 
so kann man feststellen, dass die SS und mit ihnen die Verantwortlichen von Daimler 
Benz, u.a. mit der Frage experimentierten: wie viel Arbeitskraft, wie viel Wert, 
wie viel Profit ist aus den gepeinigten Körpern der Menschen herauszuholen, 
auch dann noch herauszuschlagen, wenn ihnen die minimalsten Bedingungen ihrer 
Reproduktion entzogen werden. Viele, sehr viele haben das nicht, konnten das nicht 
überleben. Sie starben an Hunger, Krankheit oder wurden, am Ende ihrer Kräfte, 
in Konzentrationslager verschleppt und dort ermordet. 
 
In das Daimler Benz Werk Genshagen waren über 1000, hauptsächlich polnische 
Frauen verschleppt worden, fast alle aus dem Konzentrationslager Ravensbrück. 
Darunter TeilnehmerInnen des Warschauer Aufstandes und Überlebende des Massakers 
im tschechischen Ort Lidice, das, im Zuge von Vergeltungsmaßnahmen nach 
der „Ermordung“ von Reinhard Heydrich, dem Chef des Reichsicherheitshauptamtes 
(durch eine Widerstandsgruppe?), dem Erdboden gleichgemacht worden war. 
 
Es war durchaus üblich, dass Vertreter von Daimler Benz in die Konzentrationslager 
kamen, um sich die Arbeitskräfte persönlich auszusuchen, so auch für 
das Werk Genshagen. Nicht schwer zu erraten, dass sie dies nach ihren rassistischen 
Gesundheits- und Arbeitsfähigkeitskriterien taten. Die Frauen mussten 
nackt auf dem Appellhof antreten, um von Daimler Benz Mitarbeitern eingehend begutachtet 
und ausgewählt zu werden.
  
Das Interesse des Konzerns am Einsatz von ZwangsarbeiterInnen, seine Verwicklung 
in das NS- Zwangsregime ist offensichtlich und eindeutig belegbar. Je größer 
und mächtiger der Konzern im Kriege werden würde, desto besser wäre 
seine Ausgangsbasis danach.
  
Wenig Interesse zeigte und zeigt er allerdings darin, nach dem Krieg die Verantwortung 
für sein Tun zu übernehmen.
  
So weigerte und weigert er sich bis heute, wenigstens den Lohnforderungen nachzukommen, 
die von einer Gruppe ehemaliger Zwangsarbeiterinnen, den Genshagenerinnen, an 
ihn gerichtet wurden.
  
Statt dessen hat er, wie die Bundesregierung und die anderen Unternehmen, in der 
„Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft“, jetzt (im Sommer 2001), 
wo mit fast zweijähriger Verspätung endlich beschlossen wurde, mit den 
Auszahlungen der so genannten Entschädigungsgelder an die ZwangsarbeiterInnen 
zu beginnen, wörtlich und im übertragenen Sinne, die billigste aller 
möglichen „Lösungen“ dieser Frage gefunden. | 
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