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Der Krieg der Zukunft hat schon begonnen
Friedenskooperative 9. Juli 1998

„In der Zukunft wird bei der Konzipierung von Waffensystemen und Waffen die Informationstechnik eine noch größere Rolle spielen. Schon heute betragen die Elektronikkosten 50 Prozent der Gesamtkosten“. (Soldat und Technik, Nr. 12/1995)

„Electronic warfare“ ist von den realen Schlachtfeldern nicht mehr wegzudenken und durchdringt das gesamte Kampfgeschehen „moderner“ Kriege. Im Militärjargon: C3I – Command, Control, Communication – Intelligence. Die elektronische Kampfführung bringt die Daten des Gemetzels an der Front per Boden- oder Satellitenfunk an die elektronischen Kampfstände. Das Kriegsgeschehen steht den Kommandierenden per Computer als virtuelles Schlachtgetümmel zur Verfügung.

Die Gesellschaft der elektronischen Krieger scheint dabei für sich zu reklamieren, keine klassische Waffengattung zu betreiben und am Töten von Menschen keinen Anteil zu haben. Die eigene Verantwortung im High-Tech-Krieg scheint erschreckend diffus zu werden. Wer ist verantwortlich für einen Napalm-Angriff, den ein Computerprogramm angeordnet hat?

Derzeitige Entwicklungstrends: „Battlefield combat identification“ soll eine Identifizierung aller auf und über dem Gefechtsfeld sich bewegenden Personen, Fahrzeugen und Luftfahrzeugen ermöglichen. Im Waffensystem sollen möglichst alle benötigten Informationen in Ihrer gesamten Dynamik in Echtzeit zur Verfügung stehen. Flugzeuge sollen eine 24stündige Allwettereinsatzfähigkeit erreichen und die „Entscheidungsprozesse“ im Flugzeug unterstützt werden über die Integration von Bedrohungsanalyse, Fluglagesensoren, Zielauffassungssystemen, Waffen und Waffenrechnern sowie Navigations- und Kommunikationssystemen. „Der Soldat im 21. Jahrhundert wird mittels Mikroelektronik über ein komplettes Lagebild verfügen, welches ihm mit Hilfe eines Helmvisiers eingespielt werden kann“ (genau damit wirbt bereits Motorola).

Man muss kein Pazifist sein, um gegen den weiteren Rüstungswettlauf und Perfektionierung von Kriegstechniken zu protestieren. Nötig wären vielmehr engagierte Anstrengungen für Abrüstungsvereinbarungen, Rüstungsexportstopp und eine Ächtung der auf die Zerstörung der empfindlichen Infrastruktur heutiger Gesellschaften gerichteten Techniken der „Information warfare“ durch eine internationale Konvention.
 9. Juli 1998