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Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern sondern zwischen Oben und Unten!
Gegeninformationsbüro 15. September 1999


Umzug – neue Adresse

Das 20. Jahrhundert war und ist ein Jahrhundert verheerender Kriege und politischer und sozialer Umwälzungen.

Sowohl im Erste Weltkrieg, als das wilhelminische Kaiserreich „einen Platz an der Sonne“ forderte, als auch 1933, als der Nazi-Faschismus propagierte, die Deutschen seien ein „Volk ohne Raum“, ging es den deutschen Imperialisten, die bei der Eroberung von Kolonien zu spät gekommen waren, immer darum, die Welt zu ihren Gunsten neu aufzuteilen.

Es ging darum, den Reichtum der eroberten Länder auszubeuten – den Weizen der Ukraine, die Kohle aus dem Donez-Becken und das Erdöl aus Baku. Ein zentraler Teil der deutschen Eroberungspolitik war jedes Mal der Versuch, in den Kaukasus vorzustoßen.

Ausgelöst durch die Schüsse von Sarajewo und durch ein Ultimatum an Belgrad, endete der Erste Weltkrieg mit 8,5 Millionen Toten sowie Hunger und Elend für die Menschen. Folgen waren aber auch der Sturz von Monarchien und die Oktoberrevolution.

Ausgelöst durch den von den Nazis selbst inszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitz und einem Ultimatum Nazi-Deutschlands an Polen endete der Zweite Weltkrieg mit ungeheuren Zerstörungen weiter Teile nicht nur Europas und mit über 50 Millionen Toten. Die Weltpolitik wurde fortan bestimmt von zwei mächtigen militärischen Blöcken mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen. Die Existenz der sozialistischen Staaten setzte dem Imperialismus fortan eine Grenze.

Durch den Zusammenbruch der realsozialistischen Staaten fielen auch die Grenzen für den imperialistischen Expansionsdrang und die erzwungene Rücksichtnahme auf soziale Widersprüche innerhalb der Industrienationen.

Die Gewinne der großen Unternehmen erreichen Spitzenwerte, während Löhne, Sozialleistungen und Renten stagnieren oder abgebaut werden. Die in langen Kämpfen erreichten sozialen Fortschritte werden schrittweise abgeschafft. Der Teil des von den arbeitenden Menschen geschaffenen Mehrwertes, der bisher in Sozialleistungen ging, wird nun dem Profit von wenigen Privilegierten zugeschlagen.

Dazu hat die Kohl-Regierung bereits vorgearbeitet. Die Sozialdemokraten und Grünen, nun voll auf neoliberalem Kurs, sind jetzt die Schrittmacher – auch als imperialistische Kriegstreiber.


Wir schwören auf Standortsicherung

Heute geht es wieder um die Neuaufteilung der Welt – um neue Märkte, Kontrolle der Rohstoftvorkommen und billige Arbeitskräfte. Und das vor allem auch wieder mit den Mitteln des Angriffskrieges.

Der verbrecherische Nato-Krieg gegen Jugoslawien ist ein Schritt in der neuen Globalstrategie der imperialistischen Staaten.

Wieder ist der Kaukasus das Ziel vor allem des deutschen Imperialismus. Im Rahmen der „Nato-Osterweiterung“ sollen die Verteilung der strategischen Rohstoffreserven auf dem Balkan, am Kaspischen Meer und in den transkaukasischen Republiken und die Kontrolle der Transportwege gesichert werden. Die Weigerung Jugoslawiens, sich dem Neoliberalismus zu öffnen und sich der Kontrolle der Nato zu unterwerfen, steht diesem Ziel im Weg.

Der Grund für den dritten Überfall auf Serbien/Jugoslawien in diesem Jahrhundert unter deutscher Beteiligung ist die Ablehnung der jugoslawischen Regierung, sich dem Diktat von Rambouillet, daher der Aufgabe der staatlichen Souveränität, zu beugen.

Ergebnis des Nato-Überfalls ist die Zerstörung der Infrastruktur und die gezielte Zerstörung von 80 Prozent der Industriebetriebe in Jugoslawien. Damit wurde ein wichtiges Kriegsziel erreicht: Die dauerhafte Abhängigkeit des Landes von den westlichen Industrienationen und die Unterwerfung unter das Diktat von IWF und Weltbank sind ein wesentliches Stück näher gerückt. Die Folge dieser Politik ist weitere Verelendung der Menschen in einem aller Wirtschaftsgrundlagen beraubten Land.

Forderte das Nato-Bombardement unmittelbar den Tod von tausenden Menschen sowie ein Vielfaches an Verletzten mit dauernden schweren körperlichen und seelischen Schäden, werden die Folgen des verbrecherischen Einsatzes von Uran-Munition und die Verseuchungen durch die Zerstörungen von chemischen und pharmazeutischen Betrieben auf unabsehbare Zeit katastrophale Folgen für alle Menschen in der gesamten Region haben. So ist zum Beispiel durch die Bombardierung der Heizkraftwerke das Überleben Hunderttausender im kommenden Winter bedroht.

Wir solidarisieren uns mit den Menschen in Jugoslawien, die sich weder auf nationalistische Positionen noch auf irgendwelche Hoffnungen der „neuen Weltordnung“ beziehen. Ihnen – den Opfern der Nato-Aggression und den Opfern nationalistischer/völkischer Sezessionspolitik gilt unsere Solidarität.

Die Nato-Kriegsverbrecher und ihre Helfer zur Verantwortung ziehen.
Bedingungslose Entschädigung für die in Jugoslawien angerichteten
Zerstörungen durch ihre Verursacher!

Gegeninformationsbüro
Das Büro für den Gegeninformationsaustausch



Das Gegeninformationsbüro ist ein Zusammenschluss parteipolitisch unabhängiger Menschen mit dem Ziel, der (ver-)öffentlich(t)en Kriegspropaganda mit Aufklärung in Wort und öffentlicher Aktion in der Tat etwas entgegenzusetzen.

Das Ziel ist die Herstellung einer Gegenöffentlichkeit durch Sammeln von Hintergrundinformationen über die tatsächlichen Ursachen und Ziele der Nato-Aggression gegen Jugoslawien, sowie über die Folgen des Krieges, die Nato-Osterweiterung und neuliberale Strategien

Das Gegeninformationsbüro ist sowohl Anlauf- als auch Abholstelle solcher Informationen. Darüber hinaus sind wir an der Verknüpfung und Koordination verschiedener Antikriegsgruppen und interessierten Menschen stadtweit, bundesweit und international interessiert.
 15. September 1999